Ein Carbon Footprint ist eine zentrale Steuerungsgröße für Dekarbonisierung und CSRD-Reporting.
Ein belastbarer Carbon Footprint ist heute weit mehr als eine „schöne Klimazahl“ im Nachhaltigkeitsbericht. Für Industrieunternehmen und berichtspflichtige Firmen wird er zur Steuerungsgröße für Dekarbonisierung, Investitionsentscheidungen, Lieferkettenperformance und Ratingfähigkeit.
1. Was ist ein Carbon Footprint?
Unter dem Carbon Footprint versteht man die Summe der verursachten Treibhausgasemissionen (CO₂, Methan, Lachgas etc.), ausgedrückt in CO₂-Äquivalenten (CO₂e), die einer Organisation, einem Produkt oder einer Dienstleistung in einem definierten Zeitraum oder Lebenszyklus zugeordnet werden.
Auf Organisationsebene spricht man häufig vom Corporate Carbon Footprint (CCF), auf Produktebene vom Product Carbon Footprint (PCF). Der CCF bilanziert die Emissionen eines Unternehmens insgesamt, der PCF fokussiert auf das einzelne Produkt über den gesamten Lebenszyklus hinweg – von Rohstoffgewinnung über Produktion, Nutzung bis Entsorgung.
2. Corporate vs. Product Carbon Footprint
Corporate Carbon Footprint (CCF)
- Betrachtet alle relevanten Emissionen einer Organisation (Standorte, Fuhrpark, Energiebezug, vor- und nachgelagerte Wertschöpfung).
- Orientiert sich typischerweise an GHG Protocol und ISO 14064-1, die Anforderungen an die Quantifizierung und Berichterstattung von Treibhausgasemissionen auf Organisationsebene definieren.
- Ziel: Transparenz über die Gesamtemissionen, Identifikation der Hotspots und Ableitung einer Dekarbonisierungsstrategie.
Product Carbon Footprint (PCF)
- Misst die Treibhausgasemissionen eines Produkts oder einer Dienstleistung über den gesamten Lebenszyklus („von der Wiege bis zur Bahre“).
- Richtet sich nach ISO 14067 sowie dem GHG Protocol Product Standard und ist eng an klassische Life Cycle Assessment-Standards (ISO 14040/44) gekoppelt.
- Einsatzbereiche: Produktentwicklung, Vergleich von Varianten, Dekarbonisierung von Portfolios, produktbezogene Kommunikation (z. B. CO₂-intensitätsbasierte Labels).
Für Industrieunternehmen entsteht Mehrwert, wenn CCF (Unternehmensperspektive) und PCF (Produktperspektive) eng verzahnt gedacht werden – insbesondere an Schnittstellen zu CSRD-Reporting, EU-Taxonomie, Kundenanforderungen und Pricing.
3. Scopes 1, 2 und 3 – die Logik des GHG Protocol
Zur Strukturierung der Emissionen teilt das Greenhouse Gas Protocol die Treibhausgasemissionen in drei Kategorien („Scopes“) ein:
Scope 1 – direkte Emissionen
Emissionen aus Quellen, die das Unternehmen selbst besitzt oder direkt kontrolliert, z. B.
- Verbrennung von Brennstoffen in eigenen Kesseln oder Öfen
- Emissionen aus eigenen Fahrzeugflotten
- Prozess-Emissionen in der Produktion
Scope 2 – indirekte Emissionen aus eingekaufter Energie
Emissionen, die bei der Erzeugung von eingekaufter Elektrizität, Dampf, Wärme oder Kälte entstehen. Hier stehen Energiebezug, Vertragsmodelle (z. B. PPAs) und Herkunftsnachweise im Fokus.
Scope 3 – sonstige indirekte Emissionen entlang der Wertschöpfungskette
Umfasst alle weiteren indirekten Emissionen upstream und downstream, z. B.:
- eingekaufte Materialien und Vorprodukte
- Transport und Logistik
- Nutzung und Entsorgung der Produkte
- Geschäftsreisen, Pendelverkehr, ausgelagerte Prozesse
In vielen Industrieunternehmen liegen >70 % der Emissionen in Scope 3 – also in Lieferketten, Produktnutzung und End-of-Life. Genau hier entscheidet sich, ob Dekarbonisierung wirklich businesswirksam wird.
- Normen & Standards: GHG Protocol, ISO 14064, ISO 14067
Für ein belastbares Carbon-Footprint-System sollten sich Unternehmen an etablierten Standards orientieren:
- GHG Protocol (Corporate Standard & Product Standard) – international anerkannter Rahmen für Treibhausgasbilanzen; definiert Scopes, Systemgrenzen und Bilanzierungsregeln.
- ISO 14064-1 – legt Prinzipien und Anforderungen für die Quantifizierung und Berichterstattung von Treibhausgasemissionen auf Organisationsebene fest und bietet ein robustes Framework für CFO-Level-Reporting und Verifizierung.
- ISO 14067 – definiert Anforderungen für den Product Carbon Footprint und die Kommunikation von PCF-Ergebnissen, konsistent mit LCA-Methodik.
Für berichtspflichtige Unternehmen (CSRD/ESRS) sind diese Standards kein „Nice-to-have“, sondern faktisch die Basis, um prüf- und attestierbare Daten für den Nachhaltigkeitsbericht zu liefern.
- Business Impact: Warum der Carbon Footprint geschäftskritisch ist
Für Industrieunternehmen und berichtspflichtige Firmen ist ein professionell aufgesetztes Carbon-Footprint-Management aus mehreren Gründen strategisch relevant:
Regulatorische Compliance & CSRD-Sicherheit
- Die CSRD verlangt detaillierte Angaben zu Treibhausgasemissionen, Klimazielen und Dekarbonisierungspfaden.
- Ohne saubere Datenbasis (CCF/PCF, Scopes 1–3) wird ein ESRS-konformer Bericht hochriskant – sowohl rechtlich als auch reputativ.
Wettbewerbsfähigkeit in Ausschreibungen & Lieferketten
- Kunden, OEMs und Handelspartner verlangen PCF-Daten, Klimaziele und Dekarbonisierungspläne zunehmend als Vergabekriterien.
- Wer seine Emissionen nicht beziffern kann, verliert an Sichtbarkeit in Shortlists und Rahmenverträgen.
Kosten, Effizienz & Innovation
- Carbon Footprints legen Energie- und Ressourcenschwächen offen und ermöglichen kostenwirksame Effizienzprogramme (z. B. Energie, Ausschuss, Logistikoptimierung).
- Die Kombination aus CCF und PCF liefert Input für ökodesignte Produkte, neue Geschäftsmodelle und differenzierte Angebote (z. B. Low-Carbon-Produktlinien).
Finanzierung, Ratings & Taxonomie-Fitness
- Banken und Investoren richten Kreditkonditionen zunehmend an Klimarisiken und Dekarbonisierungspfaden aus.
- Ein nachvollziehbarer Carbon Footprint ist Voraussetzung für glaubwürdige Net-Zero-Kommunikation und Taxonomie-konforme Investitionsstorys.
- Typische Pain Points in Unternehmen
In der Praxis sehen wir bei vielen Industrieunternehmen wiederkehrende Hürden:
- Datenbrüche und Insellösungen in Einkauf, Produktion, Energie, Logistik
- Unklare Systemgrenzen (welche Standorte, welche Prozesse, welche Lieferanten?)
- Hohe Komplexität bei Scope-3-Daten (Lieferanten, Nutzungsphase, End-of-Life)
- Unsicherheit, welcher Standard (GHG Protocol, ISO 14064, ISO 14067) in welcher Tiefe notwendig ist
- Fehlende Verknüpfung von Carbon Footprint mit Strategie, Capex-Planung und Produktmanagement
Genau hier entscheidet sich, ob der Carbon Footprint zum strategischen Steuerungsinstrument wird – oder eine „jedes Jahr neue Excel-Übung“ bleibt.
- Wie ECO-VOX Unternehmen beim Carbon Footprint unterstützt
ECO-VOX setzt beim Carbon Footprint bewusst an der Schnittstelle von Technik, Regulierung und Kommunikation an und begleitet Industrieunternehmen und berichtspflichtige Firmen ganzheitlich:
Set-up & Governance
- Definition von Zielbild, Systemgrenzen und relevanten Scopes
- Auswahl geeigneter Standards (GHG Protocol, ISO 14064/14067) und Tools
- Aufbau einer schlanken Governance-Struktur (Rollen, Prozesse, Freigaben)
Datenerhebung & Berechnung (CCF & PCF)
- Strukturierte Datenerhebung entlang der Wertschöpfungskette
- Berechnung von Corporate Carbon Footprints und Product Carbon Footprints nach anerkannten Standards
- Identifikation von Emissions-Hotspots und Quick Wins
Dekarbonisierungsstrategie & Roadmap
- Ableitung von Reduktionszielen und Maßnahmenpfaden (z. B. bis 2030/2045)
- Verknüpfung mit Investitionsplanung, Energie- und Produktionsstrategie
- Integration in CSRD-/ESRS-Berichterstattung und EU-Taxonomie-Logik
Reporting & Kommunikation
- Aufbereitung der Ergebnisse für Nachhaltigkeitsberichte, Kundenanforderungen und Audits
- Entwicklung eines konsistenten Narrativs, das Greenwashing-Risiken vermeidet und Ihre Position im Markt stärkt.
Ein professionell aufgesetzter Carbon Footprint ist heute eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit, kein Nebenprojekt für die Kommunikationsabteilung. Wer seine Emissionen sauber kennt, kann:
- regulatorische Risiken minimieren,
- Ausschreibungs- und Lieferkettenanforderungen erfüllen,
- Effizienz- und Innovationspotenziale heben
- und Nachhaltigkeit glaubwürdig als Wettbewerbsvorteil nutzen.
ECO-VOX unterstützt Sie dabei, aus „CO₂-Zahlen“ einen steuerbaren Business Case zu machen – vom ersten Footprint bis zur integrierten Dekarbonisierungsstrategie.